Unterrichtsmethoden im naturwissenschaftlichen Unterricht |
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NW-Unterricht nach Freinet,
Petersen und Montessori - geht das? Was ist offener Unterricht? Offener Unterricht ist genau genommen weniger eine Unterrichtsmethode als vielmehr ein Unterrichtsprinzip, bei dem es jedem Lernenden gestattet ist frei zu wählen, wo und wann in welcher Sozialform ein eigenständig gewählter Inhalt mit selbst gewählter Methode erarbeitet wird. Offener Unterricht ist also durch die vier grundlegenden Merkmale
gekennzeichnet. Das erklärte Ziel eines solchen offenen Lernweges ist neben dem Erwerb persönlich bedeutsamen Wissens vor allem auch der Gewinn von Kompetenzen zum weiteren selbstständigen Wissenserwerb sowie der Auf- und Ausbau sozialer Kompetenzen. Gründe für den Einsatz offenen Unterrichts Nicht erst seit PISA wird die Forderung nach der Öffnung von Unterricht laut - es sprechen eine ganze Reihe von Gründen für dieses Unterrichtsprinzip! Ein gewichtiger Grund für eine veränderte Form des Unterrichts ist die zunehmende Heterogenität schulischer Lerngruppen. Sie lässt sich zum einen an der Leistungsfähigkeit, zum anderen aber auch an den unterschiedlichen Herkunftskulturen der Lernenden festmachen. Selbst die Ausleseverfahren, mit denen an den Grundschulen Laufbahnzuweisungen für die Sekundarschulen erfolgen, können diesem Trend zur Heterogenität nicht aufhalten. Gefordert sind daher die Grundprinzipien Differenzierung und Individualisierung um heterogenen Unterrichtsgruppen mit unterschiedlichen Entwicklungspotenzialen optimal gerecht zu werden. Offener Unterricht ermöglicht individuelle Lernprozesse durch Eigenständigkeit der Schüler, impulsgebendes und vielfältiges Lernmaterial, durch freie Einteilung der Zeitressourcen und das Lernen an unterschiedlichen Lernorten. Der Paradigmenwechsel in der Bildungspolitik durch die Festlegung von Bildungsstandards führt zu einer stärkeren Kompetenzorientierung im Schulwesen: Neben den fachlichen sollen am Ende der Klasse 10 auch methodische, soziale und personale Kompetenzen erworben sein. Durch traditionelle Lehrformen allein ist dieses Ziel kaum erreichbar - hier sind offene Unterrichtsmethoden einfach notwendig! Nicht zuletzt ist die grundlegende Revision des Lernbegriffs durch die Pädagogische Psychologie zu nennen: Lernen ist ein selbstständiger und aktiver Prozess, den jeden Individuum aufgrund der jeweils unterschiedlichen Vorerfahrung, des jeweils unterschiedlichen Vorwissens und der ihn leitenden Motivation konstruierend vollzieht. Lehrerzentrierter Unterricht im Gleichschritt und die bloße Präsentation von Informationen stellt noch lange kein ausreichend verarbeitetes Wissen sicher! Dazu bedarf es der aktiven Aneignung der Lernenden, in dem sie Wissensinhalte mental strukturieren, mit ihrem individuell vorhandenen Vorwissen verknüpfen und unregelmäßig rekapitulieren. Erst durch eine angemessene Verarbeitungstiefe der Wissensinhalte ist eine dauerhafte und jederzeit aktivierbare Speicherung gewährleistet. Eng verbunden mit der Modifikation des Lernbegriffs ist die Modifikation der Lehrerrolle. Neben dem eigentlichen Unterrichten ist es das auf individuelle Förderung gerichtete Diagnostizieren und Beurteilen, das Beraten bei Lern- und Lebensprozessen sowie das Erziehen! Des Weiteren sind es das Kooperieren der Lehrkräfte untereinander, die Unterrichtsentwicklung im Hinblick auf die Erweiterung der Fähigkeiten der Lernenden, ihre Lern- und Arbeitsprozesse selbst zu organisieren, sowie die Bereiche der Entwicklung von Schule und Selbstkompetenz der Lehrkräfte. Diese wesentlichen Zielsetzungen decken sich mit denen offenen Unterrichts! Methoden und Formen des offenen Unterrichts Das methodische Grundprinzip des offenen Unterrichts ist das entdeckende, problemlösende, handlungsorientierte und selbst verantwortete Lernen. In der Umsetzung erfolgt offener Unterricht durch die Unterrichtsmethoden
In vielen Literaturen findet sich auch das Stationenlernen als Methode des offenen Unterrichts - hier jedoch streiten sich Geister, denn die Lernsituation ist hier sehr lehrerzentriert und eingeschränkt: Es werden Pflicht- und Wahlaufgaben erteilt, welche an jeder Station abzuarbeiten ist. Eine genaue Definition für Offenen Unterricht gibt es nicht - sie grenzt sich jedoch mit den oben genannten Methoden deutlich vom Frontalunterricht ab. Alle Einzelmethoden haben gemeinsame Merkmale, die sich sowohl auf das Schülerverhalten als auch auf das Lehrerverhalten beziehen: Im offenen Unterricht wird die Schüleraktivität erhöht, die Lehreraktivität dagegen zurück genommen! Dies ist der Fall, weil Unterricht die Lernenden so besser befähigt werden sollen, ihre Welt konstruktiv zu gestalten. Denn zu einer konstruktiven Gestaltung der Lebenswelt reicht es nicht aus, durch eine Anhäufung von Stoffwissen diverse Prüfungen bestanden zu haben. Wissen muss anwendbar und von lebensweltlicher Bedeutsamkeit sein. Dr. Falko Peschel gelang es, einen allgemein anerkannten Definitionsansatz für offenen Unterricht zu formulieren. Demnach bezieht sich die Offenheit von Unterricht auf den nachfolgend genannten Dimensionen:
Durch die Kombination der o.g. Dimensionen wird der offene Unterricht ermöglicht, wobei die Unterrichtsmethoden vor allem durch die unterschiedliche Ausprägung der organisatorischen, methodischen und inhaltlichen Öffnung gekennzeichnet sind.
Das Stationenlernen zählt landläufig ebenfalls zum offenen Unterricht, jedoch sind die Dimensionen organisatorische, methodische und inhaltliche Öffnung durch die Stationsaufgaben und den Regeln zur Durchführung nur schwach ausgeprägt. In der Grundschule sind die Erfahrungen mit offenem Unterricht ausgesprochen gut - in der Sekundarstufe dagegen stammen gute Erfahrungen nur von vereinzelten Schulen, in denen offener Unterricht als durchgehendes Unterrichtsprinzip dient. Dabei handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um sogenannte reformpädagogische Schulen. So betreibe ich offenen Unterricht: Für den Lernbereich Naturwissenschaften ist offener Unterricht auf Zeit durchaus ein Erfolg versprechendes Unterrichtsprinzip. Um in den Worten von Hilbert Meyer zu sprechen; "Die Vielfalt der Methoden bestimmen eine gute Schule." Neben dem Stationenlernen sind auch die anderen Methoden offenen Unterrichts im NW-Unterricht nutzbar und notwendig, um kompetenzorientiert unterrichten zu können. Wochenplanarbeit dient bei mir der Übung und Vertiefung von NW-Themengebieten. Die Lernenden erhalten einen Wochenplan für die Arbeit in einer einzelnen NW-Stunde sowie den regulären Übungsstunden; die eigenen Lösungen müssen die Lernenden mit den Musterlösungen entsprechend vergleichen und - wenn notwendig - korrigieren. In unregelmäßigen Abständen erhalten die Schülerinnen und Schüler eine begrenzte Anzahl an NW-Stunden zur Freiarbeit. Dabei sollen Produkte in Form eines Portfolios (Arbeits- oder Prozessportfolio) erstellt werden. Die Art des Portfolios richtet sich nach der Aufgabenstellung, die sich der Schüler im Rahmen seiner Freiarbeit gibt. Die Freiarbeitsphase endet mit der Präsentation der Freiarbeitsergebnisse. |
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Literatur: FREY, K. (2007): Die Projektmethode. Sonderausgabe Basisbibliothek Pädagogik. Weinheim PESCHEL, F. (2006): Offener Unterricht - Teil I: Allgemeindidaktische Überlegungen. 4. Auflage. Baltmannsweiler POTTHOFF, W. (1996): Lernen und Üben mit allen Sinnen - Lernzirkel in der Sekundarstufe.3. überarbeitete Auflage. Freiburg POTTHOFF, W. (2001): Grundlage und Praxis der Freiarbeit. 6.überarbeitete Auflage. Freiburg RIEMER, M. (2004): Konstruktivistische Aspekte einer biologiedidaktischen Neuorientierung. Baltmannsweiler |
© Michael Hänsel |