Sprachförderung in den Naturwissenschaften

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  Fachsprache in den Naturwissenschaften

Im Sinne eines erweiterten Konzepts von Scientific Literacy sollen Lernende in die Lage versetzt werden, mit verschiedenen Adressaten adäquat zu kommunizieren und sich an öffentlichen Diskussionen über wissenschaftliche, technologische, soziale und ökologische Themen zu beteiligen. Diese Forderung führt dazu, dass auch im naturwissenschaftlichen Unterricht immer mehr Wert auf sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten gelegt werden muss.

Was ist Fachsprache?
Die Sprachen, mit denen in den Naturwissenschaften geredet und geschrieben werden, erscheinen dem Laien sehr oft unverständlich und fremd, denn Fachsprachen beruhen auf Übereinkünften der Wissenschaftler aus Biologie, Chemie und Physik. Sie unterscheiden sich wesentlich von der Alltagssprache; in der Alltagssprache sind die genutzten Wörter und Sätze oftmals mehrdeutig. Die naturwissenschaftlichen Fachsprachen dagegen zeichnen sich durch Eindeutigkeit und Kontextunabhängigkeit aus - der Linguist spricht hier von der Objektivierung. Fachwörter sollen also in unterschiedlichen Zusammenhängen zuverlässig ein und denselben Begriff bezeichnen und so normiert wie formalisiert sein, dass sie für alle möglichen Situationen verwendbar sind. Gemeinsam ist der Alltagssprache und den Fachsprachen die Funktion der Verständigung von Menschen.
Trotz dieser Eigenschaften sind Fachsprachen nicht unabhängig von der Alltagssprache, sondern setzen diese zwingend voraus. Sie wurzeln in dieser, indem aus ihr immer wieder Vorstellungen und Beziehungen entnommen und im Sinne der Fachaussagen umgedeutet werden. Fachsprachen weichen dabei von den durch Alltagssprache geprägten Vorstellungen ab, engen diese ein oder gehen über diese hinaus. Ein typisches Beispiel dazu ist der Alltagsbegriff "Blume", der im Biologieunterricht von Lernenden sowohl für die gesamte Pflanze als auch für das Fortpflanzungsorgan verwendet wird. Fachsprachlich wird im Kontrast dazu zwischen der "Blütenpflanze" und der "Blüte" unterschieden.

Fachsprache im Unterricht
Bei der Vermittlung von naturwissenschaftlichem (Fach-)Wissen ist Fachsprache häufig das Medium und teilweise auch das Ziel unterrichtlicher Bemühungen. Dem richtigen Gebrauch von Fachwörtern wird eine Schlüsselrolle für da Lernen und Lehrern fachwissenschaftlicher Theorien zugeschrieben. Lernen und Sprache bzw. Spracherwerb sind hierbei eng miteinander verbunden. Mit der Einführung in diverse fachliche Inhalte verbindet sich zumeist auch der Erwerb fachsprachlicher Kenntnisse. Gilt es Lerntexte zu schreiben, so wird fachsprachliches Handeln initiiert.
Hinzu kommt, dass die Kernlehrpläne für die einzelnen Naturwissenschaften als eine Kernkompetenz die Kommunikation über fachliche Inhalte zwingend vorschreibt. Lernende sollen befähigt werden, sich über naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse fach- und sachgerecht austauschen zu können. Zwingende Notwendigkeit ist hierbei das Beherrschen von Fachbegriffen. Wörter sind für sich genommen keine Bedeutungsträger, sie werden erst dann bedeutsam, wenn der sprachliche und begriffliche Kontext über bloße Definitionen hinaus hergestellt und die mit der Fachsprache verknüpften Vorstellungen erkannt werden. Somit kann Fachsprache sinnvoll nur insoweit verwendet werden, als es gelingt, die Begriffe und Sachverhalte auf das Vorwissen zu beziehen und auf dem Hintergrund der gemachten Erfahrungen zu verstehen. So wird vermieden, dass Fachwörter unverstanden nachgesprochen werden.

Übungen zum Erlernen von Fachsprache
Fachsprache und Fachbegriffe erlernt man bekanntlich nur durch Verwendung dergleichen. Folglich sollte der Lehrer ständig die Nutzung von Fachbegriffen und Fachsprache einfordern; dies gilt insbesondere für die sehr typischen Ein-Wort-Sätze im Unterrichtsgespräch. Konsequentes insistieren auf einen kompletten Satz bewirkt mit der Zeit so manche Verbesserung.

Neue Fachbegriffe sollten immer in derselben Weise eingeführt werden:
- Begriff eindeutig definieren
- Beziehung zwischen dem neuen und früher gelernten Begriffen klären
- Anwendungsübungen zum Begriff durchführen
- Klassifizieren und Systematisieren der gelernten Begriffe

Das eindeutige Definieren von Fachbegriffen erfolgt zumeist durch bildliche Darstellungen oder aber die Formulierung eines schülergerechten Merksatzes. Letzteres sollte grundsätzlich in ein Glossar - ähnlich dem Vokabelheft in den Fremdsprachen - gesammelt werden. Wichtig zu beachten: Jeder Fachterminus ist mit dem entsprechenden Artikel zu notieren!

Für die anderen drei Schritte gibt es nachfolgende Übungsformen:

  Kartenmemory
Fachbegriffe und deren Erklärung / bildliche Darstellung werden auf verschiedene Karten (z.B. DIN A 5-Karteikarten) notiert. Anschließend gilt es, die entsprechenden Karten zu korrekten Paaren zu kombinieren.
 
  Sortieraufgabe
Fachbegriffe sind auf ein DIN A 4-Blatt in beliebiger Reihenfolge notiert. Dieses wird in Klassenstärke kopiert und mit der Aufgabenstellung, die Begriffe auszuschneiden und ungeordnet vor sich auf den Tisch zu legen, verteilt. In der nun folgenden Sortieraufgabe haben die Lernenden den Auftrag, die Begriffe nach "weiß ich" oder "weiß ich nicht" zu sortieren. Als Sortierhilfe kann die Regel gelten, dass ein Begriff auf den Stapel "weiß ich" gelegt wird, wenn mindestens ein zusammenhängender Satz dazu formuliert oder explizit aufschreiben kann. Andernfalls wird der Begriff auf den "weiß ich nicht"-Stapel gelegt.
In einer sich anschließenden Fragerunde (kleine Gruppe) sollen die "weiß ich nicht"-Karten besprochen und soweit wie möglich geklärt werden.
 
  Strukturlegen
Fachbegriffe sind auf ein DIN A 4-Blatt in beliebiger Reihenfolge notiert. Dieses wird in Klassenstärke kopiert und mit der Aufgabenstellung, die Begriffe auszuschneiden, verteilt. Anschließend sollen die Lernenden die Begriffe in eine für ihn sinnvolle Struktur legen, aus der die wesentlichen fachspezifischen Grundlagen übersichtlich und geordnet hervorgehen. 
 
  Mind-Mapping / Concept-Mapping
Beim Mind-Mapping müssen aus der Vielzahl von Fachbegriffen die Oberbegriffe bestimmt werden; diese bilden die vom Mittelpunkt abgehenden Hauptäste. Anschließend werden die übrigen Begriffe den Oberbegriffen entsprechend ihrer Bedeutung auf Seitenästen zugeordnet.
Concept-Maps dagegen sind zweidimensionale Darstellungen von Begriffs-Netzwerken. Eine Concept-Map stellt eine Anzahl von Begriffen und deren Beziehungen zueinander dar. Begriffe, die in Beziehung zueinander stehen, bilden einen einfachen Aussagesatz. Concept-Maps zeigen, welche Bedeutung einem Begriff durch seine Einbettung in das Beziehungsgeflecht zu anderen Begriffen innerhalb eines Inhaltsbereiches zugewiesen wird.
 







Agenda:
- Was ist Fachsprache?
- Fachsprache im
   Unterricht
- Übungen zum Erlernen
    von Fachsprache

 

© Michael Hänsel