Deutsch als Zweitsprache (DaZ)

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Deutsche Sprache
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  Deutsche Sprache - Was sollte die Lehrkraft wissen?

(1) Standardsprache - Dialekte - Soziolekte
Die Deutsche Sprache gibt es nicht - vielmehr unterscheidet man die deutsche Standardsprache von den Soziolekten und Dialekten.
Bei der Standardsprache handelt es sich um die überregionale, mündliche sowie schriftliche Sprachform der sozialen mittel- und Oberschicht. Sie unterliegt in den Bereichen Grammatik, Aussprache und Rechtschreibung einer weitgehenden Normierung, die über öffentliche Medien und Institutionen - hier insbesondere Bildungseinrichtungen - kontrolliert und vermittelt wird.
Beim gesprochenen Deutsch kann man dagegen von der Standardsprache abweichende, unterschiedliche Varietäten hören. Wie jeweils gesprochen wird, hängt im Wesentlichen von der regionalen und sozialen Herkunft des Sprechers ab. Des Weiteren spielen das Alter, das Geschlecht sowie die soziale Situation und Intention des Gesprächs eine entscheidende Rolle. Regionale Unterschiede werden als Dialekte bezeichnet - hier gilt es im deutschsprachigen Raum verschiedene Dialektgebiete zu differenzieren. Trotz der veränderten Lebensbedingungen in unserer modernen, hochmobilen Gesellschaft zeigen sich die Dialekte - wenn auch in veränderter Form - als resistent. In den Familien scheinen sie zurück zu gehen, in den Rundfunkprogrammen und in der Werbung dagegen hört man sie zunehmend öfter. Anscheinend verleiht der regionale Dialekt dem Sprecher mehr Glaubwürdigkeit, Bodenständigkeit und vor allem Authentizität.
Neben dem Dialekt geht in Deutschland die Tendenz zu einem stärker regional geprägten Standard mit der Ausweitung der Umgangssprache einher, den Soziolekten! Charakteristisch ist hierbei der betont lockere Umgangston und die Aufweichung einer allzu rigiden, am Standard orientierten Normsprache. Abhängig von der Region finden sich in der Umgangssprache auch Wörter und Phrasen aus Fremdsprachen (z.B. aus dem Englischen, Türkischen oder Französischem) und aus den Medien.

Muttersprachler verfügen in der Regel über verschiedene Varietäten des Deutschen: Sie können abhängig von der jeweiligen Situation unterschiedliche Register ziehen, zum Teil auch während eines Gesprächs zwischen Dialekt, Umgangssprache und Standard hin und her zu springen.
 
(2) Merkmal der deutschen Standardsprache
Das Deutsche gehört neben dem Englischen, dem Niederländischen sowie skandinavischen Sprachen zur indoeuropäischen Sprachfamilie. Es hat die typischen Merkmale der germanischen Sprachen noch weitgehend erhalten:
- Wortakzent auf der ersten Silbe
- drei markierte Kasus
- starke und schwache Adjektivflexion
- starke und schwache Verbflexion

Galt Deutsch lange Zeit als "synthetische Sprache", die morphologisch markiert, entwickelt sich die Deutsche Sprache aktuell zu einer analytischen Sprachform, da die grammatischen Beziehungen, Kasus und Tempus durch Verknüpfungsworte, Suffixe oder Funktionswörter markiert werden. Es wird daher gern auch von einem "sprachtypologischen Mischtyp" gesprochen.
Der Satzbau orientiert sich im Aussagesatz an der SVO-Ordnung (Subjekt - Verb - Objekt), im Nebensatz dagegen gilt die SOV-Ordnung. Bei Entscheidungsfrage- und Aufforderungssätzen kommt die markierte VSO-Stellung hinzu.
Insgesamt betrachtet weist die Deutsche Sprache eine wahre Vielfalt an grammatischen Mitteln zur Kodierung von Funktionen im Satz auf, was den Spracherwerb als Zweitsprache so schwer macht.

Das Lautinventar des Deutschen ist mit 43 verschiedenen Lauten relativ groß:
- 17 Vokale
- 3 Diphtonge
- 20 Konsonanten
- 3 Affrikate

Hinzu kommen Laute, die über Fremdwörter aus anderen Sprachen adaptiert wurden.
Die Länge und Betonung der Vokale entscheidet vielfach über die genaue Bedeutung des Wortes. Die Wort- und Silbengrenzen werden im Deutschen deutlich markiert - mit Vokal beginnende Wörter werden meist durch einen Stimmlippenverschlusslaut (weitläufig als Knacklaut bezeichnet) von den vorausgegangenen Lauten abgegrenzt. Alle diese phonologischen Besonderheiten erwecken vom Deutschen einen harten, wenig melodischen Eindruck in der Sprachmelodie.

Das Deutsche kennt mit dem Maskulinum, Femininum und Neutrum drei Genera. Bei der überwiegenden Anzahl der Nomen lässt sich das Genus nicht sicher erschließen (das Mädchen, das Weib) also muss der Lerner das Genus eines Nomens zusätzlich erwerben. Für die Kasusmarkierung müssen sowohl der Artikel als auch die Endungen der Nomen, selbst die Endungen attributiver Adjektive, einbezogen werden. Die Numerusmarkierung erfolgt vorwiegend durch das Nomen.
Auch die Verbflexion bietet ein komplexes Bild, das hier nicht genauer betrachtet werden soll. Einige Besonderheiten gilt es aber zu erläutern. Morphologisch werden die beiden Tempora Präsens und Präteritum voneinander unterschieden. In der gesprochenen Alltagssprache jedoch verdrängt das analytische Perfekt das synthetische Prästeritum; die Schwierigkeit bei der Bildung des Perfekts besteht dahin gehend, dass ein Großteil der Verben mit dem Hilfsverb "haben" und ein kleiner Teil das Hilfsverb "sein" benötigen! Das Futur wird indes kaum noch analytisch mit "werden" gebildet, sondern mit dem Präsens ausgedrückt.
Berühmtheit hat die Deutsche Sprache durch seine Möglichkeiten der Wortbildung erfahren: Mit dem Kompositum steht ein Prinzip zur Verfügung, durch welches wenige Sätze zu einem zusammengesetzten, rechtmäßigen Wort eingedampft werden kann.
 


Agenda:
(1) Standardsprache - Dialekte - Soziolekte
(2) Merkmale der deutschen Standardsprache

 

© Michael Hänsel